Geschichte

Das haben wir geleistetWie alles begann

1967 wurde Georg Birgfellner geboren. Er war schwerstbehindert, und die Ärzte gaben ihm eine katastrophale Prognose: Er würde wohl nie sitzen, oder gar gehen können, er würde nicht selbständig essen können und niemals würde er mit seiner Umwelt kommunizieren können. Seine Eltern wollten das so nicht hinnehmen. Seine Mutter Ingrid Birgfellner setzte alles daran, das Leben ihres Sohnes in eine andere als die vorherbestimmte Richtung zu lenken.

Da es in Klosterneuburg aber damals noch überhaupt keine Therapeuten, geschweige denn ein Ambulatorium und kaum Informationen zum Thema gegeben hatte, gründete sie die Kindersozialdienste. Den Rahmen dafür ermöglichte ihr die Pfarre St. Martin. Sie stellte Kontakte zu Spezialisten in Wien her, fand Ärzte, Pädagogen und Therapeuten, die nach St. Martin kamen, sprach andere betroffene Eltern an und startete die Märkte in St. Martin, die bis zum heutigen Tag ein wichtiger finanzieller Pfeiler für alle Aktivitäten der Behinderten-Vereine sind.

Was seit damals geschah

Seither hat sich viel verändert: Die ersten Generationen Kinder sind erwachsen. Für einige von ihnen wurde eine Tagesstätte, ein Arbeitsplatz für Behinderte, gegründet. Bald schon kam die erste Wohngemeinschaft für Geistig- und Mehrfachbehinderte dazu. Das Engagement in St. Martin sprach sich herum und es gab immer mehr Anfragen um Unterbringung. Mittlerweile gibt es ein großes Haus in der Albrechtsstraße für eine vergrößerte Tagesstätte und eine zweite Wohngemeinschaft. Und auch dort ist es schon ziemlich eng.

In dieser Zeit hat sich aber auch in den Kindersozialdiensten selbst viel getan: die Nachfolgerin von Frau Birgfellner, Frau Margarete Zeillinger, erkannte, dass nicht nur körperliche oder psychische Defizite sondern auch das soziale Umfeld ein Kind in seiner Entwicklung beeinträchtigen kann. Da eine Pfarre sowieso eine Anlaufstelle für Sorgen aller Art ist, initiierte sie zusätzlich eine Familienberatungsstelle, in der Elternberatung ein großer Schwerpunkt ist. Außerdem sind die Kindersozialdienste ein Stützpunkt für mobile Frühförderung.

Neue Herausforderungen

Noch etwas hat sich geändert: wir betreuen Kinder mit körperlichen und geistigen Behinderungen, Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und Entwicklungsmängeln. Und wir betreuen immer mehr Kinder, die mit den laufend größer werdenden Herausforderungen unserer heutigen Gesellschaft nicht zurechtkommen. Sie sind langsamer oder ungeschickter als die anderen, oder verhalten sich nicht so, wie es von ihnen erwartet wird. Manche reagieren mit extremem Rückzug bis zur Depression, andere mit Aggressionen, die sie zum nicht integrierbaren Außenseiter machen. Und viele leiden unter Verwundungen an ihrer Seele. Sei es die Scheidung der Eltern, der Tod eines Familienangehörigen oder auch eine genetische Disposition.

Deswegen hat sich auch das Angebot den Kindersozialdiensten St. Martin erweitert: neben Diagnostik und Beratung gibt es Ergotherapie, Musiktherapie, Logopädie, konzentrative Bewegungstherapie, Motopädagogik, Psychotherapie für Kinder und viele andere Formen mit Kindern zu arbeiten. Auch ein Kind, das einen ungünstigen Start ins Leben hat, soll die Möglichkeit haben, ein glücklicher Mensch zu werden.

Sie wollen sicher wissen, was aus Georg Birgfellner geworden ist: In den Kindersozialdiensten bekam er Therapien nach damals ganz neuen Methoden wie Bobath oder Vojta. Seine Mutter starb viel zu früh im Jahr 1991. Aber sie hat dafür gesorgt, dass er fest im Leben steht. Heute wohnt er in einer unserer Wohngemeinschaften und arbeitet tagsüber in unserer Tagesstätte. Er schreibt viel am Computer, geht gern einkaufen und ist ein präsentes Mitglied der Pfarre St. Martin. Er kann nicht sprechen, aber er macht sich sehr gut verständlich. Er ist kein Spitzensportler, aber er geht wandern und schifahren. Er ist nach wie vor behindert und wir hoffen, wir glauben, er führt ein glückliches Leben.